So nun mein Bericht zur Chinaprismenscheibe:
Nachdem mir die Katzeye doch zu teuer war, habe ich für 22€ inklusiv Porto am 20.12. eine Mattscheibe für meine D70 ersteigert. Heute vormittag kam das Paket aus China. Ich habe keinen weiteren Zoll bezahlt - aufgrund des geringen Betrages soweit ich weiß, denn ein Stempel des Zollamts in Bayreuth ist auf dem Paket.
Die Scheibe kommt ohnen jede Anleitung aber sehr ordentlich und staubsicher verpackt. Sie hat einen Nase, so dass ein seitenverkehrter Einbau unmöglich ist und ist sehr passgenau geschnitten, d.h. die Sucherbildsymmetrie bleibt erhalten.
Zunächst habe ich eine Stunde nach Tipps zum Einbau gegoogelt. Dabei bin ich in einem Nachbarforum (Archivbeitrag) fündig gewordern und habe eine reich bebilderte Anleitung gefunden. Zusätzlich habe ich als "Einbauwerkzeug" einen alten Phasenprüferschraubenzieher so mit einem Dremel so eingekerbt, dass ich den kleinen Metallbügel, der die Prismenscheibe fixiert sicher und Gefahr des Abrutschens ein und aushaken kann. Da die Bilder nicht von mir sind, möchte ich sie hier nicht einstellen.
So ausgerüstet war der Umbau wirklich kein Problem. Zunächst habe ich die Gelegenheit genutzt, den Spiegelkasten zu reinigen (Blasebalg, und dann Wattestäbchen mit Eclipse Reinigungsflüssigkeit). Später habe ich mutig und erfolgreich sogar den Spiegel selbst gaaaanz vorsichtig von ein zwei hartnäckigeren Partikeln berfreit, die sich im Laufe der Jahre ansammelten - aber das ist natürlich nur für wagemutige zur Nachahmung empfohlen.
Der Einbau geht folgendermaßen:
(0) Staubfreier Ort. Gutes Licht. 1 Pinzette. Selbstbauschraubendreher (siehe oben). Spiegelkasten vorreinigen. Keine Druckluft mehr wenn die Mattscheibe ausgebaut ist!
(1) Kamera mit dem Blitz nach unten auf den Tisch. Dann purzelt einem die Mattscheibe nicht entgegen.
(2) Mit dem Spezialschraubenzieher habe ich die Ausbuchtung am Federbügel leicht nach Innen gedrückt und "hochgeklappt". Das ist wirklich kein Ding. Bin 2m und habe entsprechend proportionierte Hände.
(3) Jetzt den Body langsam kippen, bis die alte Mattscheibe herauspurzelt. Habe eine sauberes Reinigungsvlies untergelegt, damit nichts "eindreckt". Auch die neue Scheibe vorab aus dem Transportbeutel auf ein absolut sauberes Sensorreinigungstuch zu legen ist sinnvoll. Eine Pinzette hilft beim Transport. Immer an der Nase anfassen und bloß kein Fett von den Händen drauf, die in dieser Phase schon heftiger transpirieren
![lächeln :-)](./images/smilies/smile15x18.gif)
. Dazu trägt bei, dass der kleine Distanzrahmen aus Messing unter der Mattscheibe sich ebefalls meist mit löst und behutsam aber ohne echte Schwierigkeiten wieder an seinen Platz zu bugsieren ist. Lasst euch nicht nervös machen, wegen der vielen Worte. Wenn ihr das vor euch seht, ist es trivial und in 5 Sekunden geschehen.
(4)So jetzt die neue Mattscheibe so am Vlies zurechtlegen, dass sie mit der Nase in Richtung der Ausbuchtung liegt, anheben mit der Pinzette und rein damit. Noch in die richtige Position schieben und fertig.
(5) Jetzt wird nur noch die Klammer mit dem Schraubendreher wieder fixiert. Dazu umgekehrt wie eben an der Ausbuchtung im Metallbügel mit dem eingekerbten Schraubendreher drücken und den Bügel nach unten schieben. Er rastet dann unter einem Kunststoffvorsprung ein, der sich ein paar Millimeter rechts von der Metallausbuchtung unterhalb des Schaumstoffs befindet.
(6) Objektiv drauf und durchschauen. Bei meinem ersten Versuch habe ich die Scheibe nicht absolut zentrisch eingebaut. Das mittlere Fokusfeld und der Kreis der Mikroprismenscheibe waren minimal verschoben. Es geht da um weniger als ein Zehntelmillimeter. Also nochmal ausgehakt und die Scheibe um einen unmerklichen Weg in die richtige Richtung geschoben. Welche das ist? Trial an Error oder Hirn einschalten. Ich habe den ersten Weg gewählt. Nochmals verriegelt. Die ganze Korrektur hat 45 Sekunden gedauert. 25 davon habe ich verplempert, weil ich überlegt habe, ob ich es nochmals wagen soll, die Verriegelung zu lösen, wo doch alles gut geklappt hat
![Breit grinsend :bgrin:](./images/smilies/bgrin15x18.gif)
. Obwohl es sich nur um einen Schönheitsfehler gehandelt hätte, der die Funktion nicht beeinträchtigt, wollte ich aber eine exakt sitzende Scheibe. Die 45 Sekunden waren gut investiert, denn jetzt sitzt alles bestens in der Mitte.
(7) Fokustest. Mit meinem 180er habe ich unter einer 40 Wattfunzel am Esszimmertisch ein Buch abfotografiert. Fokus per Hand auf das "ö". Es ist ein Traum. Das ersre Mal, dass ich mit so was arbeite. Falls es noch mehr Laien gibt wie mich: Das "Ö" wird durch die Scheibe horizontal geteilt und die obere und untere Hälfte sind nur dann nahtlos passend, wenn der Fokus stimmt. Zudem zeigen ein umschließender mit vielen kleinen Mikroprismen die in der Schärfeebene befindlichen Bildteile scharf an. Mal ehrlich, wenn ich so was für 20€ aus China bekomme, bezahlt per Paypal und Kreditkarte in australischen Dollar, ist es traurig, dass so eine Scheibe nicht ab Werk eingebaut ist. Das wäre ein "billiger" Mehrwert und zumindest ab der D80 aufwärts mehr als wünschenswert. Aber das ist eine andere Story. Und nun zum Bild. Stativ, 180mm, Blende 2,8 manueller Fokus, 100% Crop , es geht nur um den Fokus, aus 45 Grad das "ö" anvisiert. Sicher ist auch ein Spiegelschlagwackler mit drin, denn ich musste lange belichten. Aber darum geht es hier ja nicht, das ist bei Tageslicht weg, das Problem.
Der Fokus sitzt prima. Der Komfortgewinn ist enorm. Macht echt Spaß.
Außerdem noch wichtig: Belichtung und Bildhelligkeit haben sich für mein Dafürhalten in keinerweise geändert.
Ich kann nur jedem empfehlen, den Einbau zu wagen. Trotzdem muss ich natürlich jede Verantwortung für Pannen, von mir weisen, wenn etwas schief geht. Ich habe hier nur meine subjektiven Erfahrungen wieder gegeben und hätte im Ernstfall auch den totalverlust meiner alten D70 verschmerzt - das hätte auch was für sich gehabt
![Aetsch :P](./images/smilies/tongi15x18.gif)
. Aber so muss die D200 halt noch auf mich warten oder doch einen S5?!
Viel Erfolg beim Nachbau und wenn es Fragen gibt stehe ich ab 2007 auch per PN wieder zur Vefügung.
Uli